
Maßnahme im Fokus
Aktive Rekrutierung an der Hochschule Ravensburg-Weingarten
Was ist die grundsätzliche Idee der Maßnahme? Welche Ziele sollen erreicht werden?
Das Projekt „rwu-prof“ unterstützt die Berufungskommission bei der aktiven Rekrutierung von Professorinnen und Professoren. Ziel dabei ist es, mehr Bewerbungen für ausgeschriebene Professuren zu erhalten. Mit Hilfe der aktiven Ansprache sollen u. a. Frauen verstärkt rekrutiert werden, um den Frauenanteil der Professorenschaft insbesondere in den technischen Bereichen zu erhöhen. Über begleitende Strukturmaßnahmen im Bereich Berufungsmanagement wie die Überarbeitung des Berufungsleitfadens und der Ausschreibungstexte wird die Maßnahme zusätzlich unterstützt und verstetigt.
Wie wird die Maßnahme in der Praxis umgesetzt?
Zu Beginn eines Berufungsverfahrens werden die Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter durch die Vorsitzenden der Berufungskommissionen über die anstehende Ausschreibung informiert. Dadurch können sie Hinweise zu möglichen Ausschreibungswegen und Formulierungen in den Ausschreibungstexten geben. Nach der offiziellen Ausschreibung beginnen die Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter mit der aktiven Rekrutierung über einschlägige Datenbanken für Akademikerinnen wie FEMtech, femconsult oder die der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an HAW in Baden-Württemberg und der DHBW. Dies erfordert zwar Arbeitszeit, ist ansonsten aber kostenneutral. Als besonders effektiv hat sich jedoch die aktive Ansprache potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten über Xing und LinkedIn herausgestellt. Durch das Projekt von FH-Personal konnten zu Jahresbeginn erstmals Recruiting-Zugänge für diese Portale für ein Jahr finanziert werden. Die Beschreibung der Maßnahmen im Bereich aktive Rekrutierung fließen in die derzeit laufende Überarbeitung des Berufungsleitfadens ein. Damit verbunden ist auch die Einbindung der Maßnahmen in den Berufungsprozess inkl. Standardvorlagen zur Dokumentation der aktiven Rekrutierung und Textbausteinen zur Ansprache potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten. Es soll festgelegt werden, dass Frauen und Männer zu gleichen Teilen angesprochen werden sollen. Dadurch kann dem Ziel der Erhöhung der Bewerbungen Rechnung getragen werden, ohne die Gleichstellungsziele zu vernachlässigen.
Was sind die Vorzüge der Maßnahme?
Einige Personen melden sich direkt auf die Kontaktierung hin zurück und geben an, diese Möglichkeit bisher nicht in Betracht gezogen zu haben. Die aktive Ansprache führt also dazu, dass sich der Kreis der Bewerberinnen und Bewerber erhöht: potentielle Kandidatinnen und Kandidaten, die dieses Karriereziel bisher nicht vor Augen hatten und demnach nicht aktiv nach Professuren gesucht haben, können gezielt auf die Ausschreibungen aufmerksam gemacht werden. Über die Kombination verschiedener Filter und passender Schlagworte können die geeignesten Personen gefunden werden und z. B. nur Personen kontaktiert werden, die auch offen sind für Stellenangebote.
Welche Erfahrung haben Sie bisher mit der Maßnahme gemacht?
In den sechs Verfahren, die seit Januar 2023 durch das Projekt „rwu-prof“ begleitet wurden, konnten insgesamt 113 Personen kontaktiert werden. Davon wurden 15 Frauen über entsprechende Expertinnen-Datenbanken und 98 Personen über Xing und LinkedIn kontaktiert. Die Rückmeldungen sind dabei sehr positiv. Es wurde bereits eine Person auf Listenplatz eins gesetzt, die sich ausschließlich aufgrund der aktiven Rekrutierung auf eine Professur beworben hat. Auch Personen, die sich nicht bewerben, melden teilweise zurück, dass sie die Anzeige an andere qualifizierte Personen weitergeben oder das Karriereziel für die Zukunft in Betracht ziehen. Dadurch ist die Maßnahme auch langfristig erfolgreich und kann zu mehr Bewerbungen führen.